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Rückblick zum Metro-Talk «Innenverdichtung: Bestand sanieren vs. Neubau fördern»

Am Nachmittag des 16. Mais 2024 trafen wir uns in Zürich zum ersten Metro-Talk dieses Jahres. Gemeinsam beleuchteten wir das Thema «Innenverdichtung – Bestand sanieren vs. Neubau fördern» und gingen mit unseren Gästen der Frage nach, wann die Verdichtung im Bestand sinnvoller ist als der Neubau und welche Vor- und Nachteile die Sanierung des Bestands im Vergleich zu Neubauten mit sich bringt. Passend zum Thema durften wir Einblicke aus verschiedenen Blickwinkeln erhalten.

René Hutter, Leiter des Amts für Raum und Verkehr vom Kanton Zug und Co-Autor des Metro-ROK 2050, stellte uns das Metro-ROK vor. Es handelt sich dabei um eine fachliche Entwicklungsgrundlage für die Raumentwicklung, die acht Kantonsplaner*innen auf Initiative ihrer Regierungsräte zusammen ausgearbeitet haben. Sie beinhaltet Ziele für den gesamten Metropolitanraum. Hutter wies darauf hin, dass 80 % des Wachstums in den Stadtlandschaften stattfinde.
Für den Entscheid Neubau versus Teilneubau oder Sanierung müssten wir die Einzelfälle betrachten, es gäbe kein schwarz oder weiss in diesen Fragen, betonte Hutter. Er zeigte dies am Beispiel der Scheibenhochhäuser Inwil auf. Dort entschied man sich unter Abwägung architekturhistorischer, ökonomischer und ökologischer Gesichtspunkte für den Ersatzneubau. Die Bilanz solle auch im Neubau möglichst gut sein. Denn es gelte, bei solchen Entscheiden jeweils verschiedene Kriterien abzuwägen, erklärte Hutter. Dazu gehören unter anderem die Entwicklung nach Innen, das Alter des Gebäudes, die Chancen der Wiederverwertbarkeit eines Gebäudes und die Absichten der Eigentümerschaften.

Prof. Dr. Philippe Koch präsentierte uns seine Auslegeordnung zum Thema «Ersetzen oder erneuern». Er betonte die Repolitisierung der Wohnraumfrage im Kontext der Innenentwicklung und die Tatsache, dass fast jeder Neubau ein Ersatzbau sei. Wir müssen Nachhaltigkeit in allen Dimensionen betrachten – ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich, so der Dozent für Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen der ZHAW. Dies gelte es viel stärker zu berücksichtigen, als noch vor zwanzig Jahren.
Betreffend Ökologie betonte er die Neuverwertung von Abbruchmaterial für eine ideale Kreislaufwirtschaft. Hinsichtlich Wirtschaft verwies Koch auf das Zinsniveau und auf die Tatsache, dass zurzeit eine Sanierung nicht wesentlich günstiger sei als ein Neubau. Zum gesellschaftlichen Aspekt zeigte er auf, dass jede Veränderung im Bestand zu einer Verdrängung der Verletzlichsten (Tiefverdiener*innen, Alleinerziehende, Ausländer*innen) an die Peripherie führe. Es gelte, für eine wirksame Strategie die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren zu fördern und Massnahmen zu ergreifen, dass nicht immer dieselben Personen verdrängt werden oder der Ort der Verdrängung nicht schlechtere Bedingungen zur Folge hat.

Klaus Müller, Projektleiter Immobilienentwicklung bei Losinger Marazzi wies darauf hin, dass wir uns mit den bestehenden Strukturen auseinanderzusetzen müssten und prüfen sollten, wie wir diese weiternutzen können. Er erklärte, dass Losinger Marazzi für die CO2-Zielsesetzung die Emissionen strukturiert nach zwei Bereichen überwache: den direkten Emissionen mit einem Anteil von 5 % und den indirekten Emissionen mit einem Anteil von 95 %. Müller fasste zusammen, dass wir viel mehr sanieren müssten, um diese Zielsetzung zu erreichen.
Er betonte, es sei eine Kombination aus vielen Einzelmassnahmen, die zum Erfolg führen und erklärte, dass es primär immer auch um die Wirtschaftlichkeit gehe. Es stelle sich die Frage, wie hoch die CO2-Steuer sein müsste, damit sich Eigentümer*innen für die ökologisch beste Variante entscheiden würden.

In einer Podiumsdiskussion diskutierten die drei Referenten zusammen mit unserem vierten Gast Maja Saputelli zum Thema. Die Rechtsanwältin von Saputelli Baurecht betonte, es sei richtig und wichtig, dass ein Bauprojekt auf verschiedene Bauplanvorschriften hin überprüft werde. Davon gäbe es jedoch sehr viele und komplizierte. Diese sollte man reduzieren oder zumindest nicht erhöhen. Gemeinsam unterhielt man sich zudem zu Eigentumsformen sowie der Entkopplung von Boden und Eigentum und appellierte zum Schluss an die Kompromissbereitschaft aller Beteiligten. Für die Zukunft stellt sich die Frage: Was können wir tun, um die (urbane) Peripherie wieder attraktiver zu machen?