logo_MK
claudio-schwarz-FLLKq3yDnfI-unsplash claudio-schwarz-FLLKq3yDnfI-unsplash

Rückblick zum Metro-Talk «Urbane Logistik»

Unser letzter Metro-Talk rund ums Thema «Urbane Logistik» brachte hochkarätige Expert*innen zusammen, um über die Herausforderungen und möglichen Lösungen für den städtischen Güterverkehr zu diskutieren. In Vorträgen von Dr. Birgit Helwig (Tiefbauamt Stadt Zürich), Philipp Wegmüller (railCare AG) und Simon Durscher (Veloblitz), sowie in einer gemeinsamen Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Maike Scherrer (ZHAW), wurden spannende Einblicke und innovative Ansätze vorgestellt.

Effiziente und klimaneutrale Logistik als Schlüssel

Dr. Birgit Helwig, Projektleiterin für Verkehr und Stadtraum beim Tiefbauamt der Stadt Zürich, wies auf das stetige Wachstum der urbanen Bevölkerung hin, während der öffentliche Raum unverändert bleibt. Dies erfordert neue Ansätze für den Verkehrsfluss, sowohl für Menschen als auch für Güter. Die bauliche Verdichtung in städtischen Gebieten erhöht den Druck auf Freiräume, Schulen und Parkanlagen und macht eine effiziente Verkehrsabwicklung zwingend notwendig.

Eine wegweisende Strategie für die «Urbane Logistik und den Gewerbeverkehr 2040» wurde im Juli 2024 vom Stadtrat Zürich diskutiert. Diese verfolgt das Ziel, Gewerbe- und Güterverkehr klimaneutral zu gestalten und Versorgungs- sowie Entsorgungsprozesse über Umschlagsflächen der Bahn abzuwickeln. Ein Ansatz dabei ist, Quartierstrassen grüner zu gestalten und den motorisierten Individualverkehr auf ein Viertel der bisherigen Nutzung zu reduzieren.

Ein zentraler Baustein dieser Strategie sind Microhubs in den Quartieren. Diese sollen den Güterumschlag effizient und umweltverträglich gestalten, um die Fahrleistung innerhalb der Stadt zu minimieren. Dr. Helwig betonte die Notwendigkeit einer integralen Planung und Innovationen, um urbane Logistik nachhaltig weiterzuentwickeln.

Bahn als Rückgrat der urbanen Logistik

Philipp Wegmüller, CEO der railCare AG, stellte die logistischen Herausforderungen seines Unternehmens vor. Als Tochtergesellschaft von Coop liegt der Fokus darauf, Supermärkte pünktlich und zuverlässig mit frischen Produkten zu versorgen. Dies beinhaltet nicht nur die Belieferung der Verkaufsstellen, sondern auch die Entsorgung daraus. In Städten wie Genf hat railCare bereits bewiesen, dass die Bahn als zentrales Transportmittel die Herausforderungen urbaner Logistik bewältigen kann.

Dreimal täglich werden Verkaufsstellen in Genf beliefert, wobei die Verladung direkt an der Bahnkante erfolgt – eine umweltfreundliche und platzsparende Lösung. Dies reduziert nicht nur den Lärm und die Emissionen, sondern sorgt auch für die Einhaltung der Kühlkette. Wegmüller betonte, dass das Modell in der Westschweiz bereits sehr erfolgreich ist und auch in anderen Städten Anwendung finden soll.

Eine der grössten Herausforderungen bleibt die «letzte Meile», die weiterhin von Lastwagen übernommen wird. Doch durch die enge Verzahnung von Bahn- und Strassentransport lassen sich erhebliche Synergieeffekte erzielen und Emissionen einsparen. Ein Zukunftsmodell für die urbane Logistik, das auch für andere Städte adaptierbar ist.

Flexibilität und Innovation im Kleinformat

Simon Durscher, Geschäftsführer der Genossenschaft Veloblitz, gewährte Einblicke in die Entwicklung und den Betrieb des Velokurierdienstes. Ursprünglich in einer WG-Küche gegründet, hat sich das Unternehmen zu einem flexiblen und vielseitigen Logistikdienstleister entwickelt. Haben doch die sich ständig verändernden Anforderungen des urbanen Transports zu einer Diversifizierung der Dienstleistungen geführt.

Während früher hauptsächlich Fotos und Dokumente transportiert wurden, liegt heute der Schwerpunkt auf Food-Delivery, etwa für langjährige Partner wie das Restaurant Lily’s. Veloblitz bietet jedoch auch massgeschneiderte Lösungen für ungewöhnliche Aufträge an – von Architekturmodellen bis hin zu vergessenen Autoschlüsseln.

Durch die Zusammenarbeit mit den SBB kann Veloblitz heute sogar zwischen Städten liefern. Gleichzeitig beteiligt sich das Unternehmen an städtischen Projekten, indem es beispielsweise Messungen der Sauberkeit und Temperatur in Zürich durchführt. Veloblitz zeigt, dass urbane Logistik nicht nur grosse Güter umfasst, sondern auch durch kleine, flexible Lösungen positiv beeinflusst werden kann.

Kooperation und innovative Konzepte als Weg in die Zukunft

In der abschliessenden Podiumsdiskussion, zusammen mit Prof. Dr. Maike Scherrer, wurden verschiedene Ansätze zur Lösung der Herausforderungen in der urbanen Logistik erörtert. Ein zentraler Punkt ist die steigende Bevölkerungszahl in Zürich und der damit verbundene Druck auf die Verkehrsflächen. Es wurde betont, dass es nötig sei, mehr Güter auf weniger Verkehrsfläche zu transportieren. Dies kann durch die Bündelung von Lieferungen und den Einsatz von Hubs an strategischen Konsolidierungspunkten erreicht werden.

Besonders im Detailhandel verändert sich das Einkaufsverhalten stetig – von Wocheneinkäufen hin zu einer zunehmenden Nachfrage nach Same-Day-Delivery. Um den Verkehr zu entlasten könnten wir zukünftig Hubs am Stadtrand einrichten, von denen aus nur noch ein elektrischer LKW mehrfach in die Stadt fährt. Die Entwicklung von Lastenrädern spielt ebenfalls eine immer wichtigere Rolle, insbesondere für die Lieferung von schwereren Waren.

Ein weiterer Diskussionspunkt war das «Mobility Pricing» als potenzielles Steuerungsinstrument, um den motorisierten Individualverkehr in den Städten zu reduzieren. Dies könnte einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der städtischen Aufenthaltsqualität leisten.

Fazit: Gemeinsame Anstrengungen für nachhaltige urbane Logistik
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass die urbane Logistik der Zukunft nur durch enge Kooperation zwischen Wirtschaft, Stadtverwaltung und Bevölkerung erfolgreich gestaltet werden kann. Die vorgestellten Modelle, von Microhubs über den Einsatz der Bahn bis hin zu flexiblen Fahrradkurieren, zeigen auf, wie die Logistik von morgen aussehen könnte: effizient, klimaneutral und innovativ. Jede Massnahme, sei sie noch so klein, kann einen Beitrag leisten – und nur im Zusammenspiel aller Akteure lassen sich die grossen Herausforderungen der urbanen Logistik bewältigen.