Rückblick auf den Metro-Talk «Chancengerechtigkeit im Bildungswesen»
Beim Metro-Talk am 12. Juni 2025 drehte sich alles um das vielschichtige Thema «Chancengerechtigkeit im Bildungswesen». In einer kleinen, intensiven Runde diskutierten Expertinnen und Experten sowie das Publikum engagiert darüber, wie Bildungskarrieren in der Schweiz verlaufen und welche Rolle soziale Herkunft, Selek-tion und das Bildungssystem an sich dabei spielen.
Nach einer kurzen Einführung von Patrick Marty lieferten Thomas Meyer von der Universität Bern und Melanie Häner-Müller von der Hochschule Luzern wertvolle Inputs. Meyer präsentierte auf Basis der TREE-Studie anschaulich, wie stark der Bildungserfolg in der Schweiz noch immer mit dem sozialen Hintergrund verknüpft ist. Seine Daten belegten eindringlich, dass die frühe Selektion nach Schulleistung – etwa nach der 6. Klasse – viele Talente „übersieht“ und dass gerade Kinder aus we-niger privilegierten Familien deutlich seltener den Weg ins Gymnasium oder an die Universität finden, so genannte «verlorene Einsteins».
Melanie Häner-Müller ergänzte diese Perspektive mit ihren Forschungsergebnissen zur sozialen Mobilität. Sie zeigte, dass akademische Elternhäuser an den Hochschulen überproportional vertreten sind. Allerdings wies sie auch darauf hin, dass die Schweiz bei der Einkommensmobilität international gut dasteht: Die Chancen, sich wirtschaftlich «hochzuarbeiten», sind hierzulande durchaus vorhanden. Besonders spannend war ihr Hinweis auf die Bedeutung des dualen Bildungssystems und der frühkindlichen Förderung – und darauf, dass soziale Netzwerke den Bildungsweg ebenfalls stark beeinflussen können.
In der anschliessenden Diskussion wurde deutlich, dass es zwar positive Entwick-lungen hinsichtlich sozialer Mobilität gibt, aber weiterhin Reformbedarf besteht: Zum Beispiel bei der Verschiebung des Selektionszeitpunkts oder der besseren Förderung von Kindern aus bildungsfernen Haushalten. Auch das Publikum brachte kritische Fragen ein, etwa zur Verbindlichkeit der frühkindlichen Förderung und der Vergleichbarkeit zwischen den Kantonen.
Insgesamt bot der Abend einen tiefen Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse und die Realität des Schweizer Bildungssystems. Klar wurde: Chancengerechtigkeit bleibt ein Dauerthema, und die Diskussion darüber ist ebenso notwendig wie inspirierend.