
Veranstaltung – Metro-Talk «Chancengerechtigkeit im Bildungswesen»
Im Zusammenhang mit der Chancengerechtigkeit im Schweizer Bildungssystem stehen sich unterschiedliche Perspektiven gegenüber. Eine Studie der Universität Bern (siehe Tagesanzeiger-Artikel vom 13.08.24) weist darauf hin, dass Kinder aus nicht-akademischen Haushalten trotz vergleichbarer schulischer Leistungen deutlich geringere Chancen auf einen Übertritt ans Gymnasium haben. Laut der Untersuchung ist die Wahrscheinlichkeit für Kinder aus akademischen Familien für einen Übertritt ans Gymnasium etwa viermal höher. Die Studie kommt zum Schluss, dass soziale Herkunft nach wie vor einen erheblichen Einfluss auf Bildungswege hat.
Demgegenüber steht die Einschätzung von Melanie Häner-Müller, die in der NZZ auf eine andere Datenlage verweist. Ihrer Studie zufolge spielt die familiäre Herkunft lediglich eine begrenzte Rolle für den späteren beruflichen Erfolg. Sie betont, dass die Schweiz im internationalen Vergleich gut abschneide: Nur etwa 15 Prozent der Einkommensunterschiede seien auf den familiären Hintergrund zurückzuführen. Daraus ergibt sich eine optimistischere Sichtweise: Persönlicher Einsatz könne viele Nachteile ausgleichen.
Welche Einschätzung ist zutreffender? Die Berner Studie überzeugt durch ihre Präzision bei der Betrachtung schulischer Übergänge – also genau dort, wo Bildungswege entschieden werden. Häner-Müllers Fokus auf ökonomische Mobilität öffnet die Perspektive und liefert ein Gegenbild zur oft beklagten Bildungsungleichheit. Beide Studien setzen unterschiedliche Schwerpunkte und kommen zu abweichenden Ergebnissen. Offen bleibt somit die Frage, in welchem Ausmass die soziale Herkunft Bildungs- und Lebenswege tatsächlich beeinflusst.
Gemeinsam mit Dr. Thomas Meyer, Gründer und ehemaliger Ko-Leiter der TREE Studie, und Dr. Melanie Häner-Müller, Ökonomin am IWP und Autorin der Studie «The Mystery of success: How family background shapes social mobility», beleuchten wir die Thematik und laden Sie ganz herzlich zum Podiumsgespräch am Abend des 12. Junis 2025 ein. Seien Sie dabei, um an dieser wichtigen Diskussion teilzunehmen und Ihre Perspektive einzubringen.